Erneuerbare Energien stehen seit Russlands Krieg in der Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise verstärkt im Fokus. Die Nachfrage nach Nahwärme, die unter anderem in der Biogasfabrik in Führt erzeugt wird, steigt. Die Energiegenossenschaft Ottweiler-Fürth könnte mehr Strom produzieren - wenn sie denn dürfte.
Die Stromerzeugung aus Biogas war lange Zeit deutlich teurer als fossile Brennstoffe. Das hat sich mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine geändert. Erneuerbare Energien zu denen auch die Energieerzeugung aus Biomasse gehört, sind gefragter denn je.
Die Nachfrage nach Nahwärme steigt daher auch bei der Energiegenossenschaft Ottweiler-Fürth. Deren Biogasanlagen könnten insgesamt wohl noch deutlich mehr Strom erzeugen, wenn sie es dürften.
Jährlich steigende Kundenzahl
Seit 2015 ist die Energiegenossenschaft am Netz. Seitdem versorgt sie rund 200 Kunden mit Energie aus Biogas. Im Saarland betrieb die Genossenschaft Pionierarbeit - wurde aber jahrelang für ihre Arbeit kritisch beäugt. Mit dem Krieg in der Ukraine seien die kritischen Stimmen verstummt, denn die Nahwärme aus Biogas sei günstiger als fossile Brennstoffe, erläutert Axel Haßdenteufel, der 1. Vorsitzende der Energiegenossenschaft Fürth.
Zwei Landwirte aus dem Ort decken die Grundlast der Biogasanlagen ab. Dazu zersetzen Bakterien Mais und Gülle und es entsteht das methanhaltige Biogas. Das Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Mit der dabei entstehenden Hitze können Häuser in der Nähe heizen.
Gedeckelte Produktionsmenge der Anlagen
Die deutschlandweit rund 9500 Anlagen könnten nach Angaben des Fachverbands Biogas kurzfristig 20 Prozent mehr Strom produzieren, wenn sie dürften. Seit 2014 gibt es eine Höchstbemessungsleistung, die die Biogasanlagen in ihrer Leistung beschränkt. Auch der Ottweiler Landwirt Tim Bettinger könnte, wenn es erlaubt wäre, mit seiner Biogasanlage rund 20 Prozent mehr Strom produzieren.
Hinzu kommt, dass die Europäische Union eine Übergewinnsteuer für Erneuerbare Energien plant. Im Raum steht eine Deckelung bei 18 Cent pro Kilowattstunde. Für Landwirt Bettinger ein Schreckensszenario. Käme es zu der Deckelung wäre seine Anlage nicht mehr wirtschaftlich. Im vergangenen Monat bekamen Biogasanlagenbetreiber an der Börse 30 Cent pro Kilowattstunde, so der Landwirt. Damit könnten die gestiegenen Kosten kompensiert und die Anlage weiter ausgebaut werden.
Bundesregierung plant Änderung
Da es auf jede erneuerbar erzeugte Kilowattstunde ankommt, plant die Bundesregierung die Beschränkungen für Biogasanlagen aufzuheben. Experten bezweifeln allerdings, dass die Regeln noch in diesem Jahr gelockert werden. Auf eine schnelle Lösung hofft nicht nur das Bioenergiedorf in Ottweiler-Fürth.
Bericht des Saarländische Rundfunks vom 28.09.2022
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